Eindrücke aus Uganda im November 2013
von Anne
Schon als kleines Kind wollte ich unbedingt einmal nach Afrika reisen. Damals noch, um die wunderschöne und faszinierende Wildnis mit Elefanten und Löwen zu erleben. Im November 2013 schließlich war es soweit, nunmehr jedoch von dem Wunsch getrieben, meinen Bekannten Andrew Akampurira und seine Familie in Uganda zu besuchen.
Kennengelernt habe ich Andrew 2010 während eines Austauschsemesters an der NTNU Trondheim in Norwegen. Nachdem er sich tollkühn aus dem warmen Afrika in den norwegischen Winter gestürzt hatte lud er nun alle dazu ein, ihn einmal in seinem Heimatland zu besuchen und die afrikanische Gastfreundschaft kenne zu lernen.
Gesagt, getan! In meiner dreiwöchigen Rundreise durch den Süden des Landes habe ich unvergleichlich viele Eindrücke sammeln können und dennoch nur einen kleinen Einblick gewonnen.
Blick auf Kampala
Nach der Landung in Entebbe am Victoriasee fuhren wir zuerst in die Hauptstadt Kampala. Dieser 1,4 Mio. Einwohner-Moloch besticht mit Lärm, Verkehrsstau, Smog, kleinen Läden, die Billigwaren aus China anbieten, unzähligen Ziegelhütten am Horizont, einem Zentrum aus Hochhäusern und Regierungsinstitutionen, Kirchen und der Gaddafi-Moschee. Heimatgefühle bringen die Störche am Himmel, die hier überwintern.
Transport in Uganda
Ein eigenes Verkehrsmittel besitzt in Uganda fast niemand. Schon ein Fahrrad ist ein außergewöhnlicher Luxus. Trotzdem herrscht auf den schlecht ausgebauten Straßen ein unglaubliches Verkehrschaos. Die Nutzung der angebotenen Transportmittel ist ein Abenteuer für sich. Um ein Reiseziel zu erreichen, gibt es beispielsweise Buslinien, die die Städte miteinander verbinden. Eine weitere Möglichkeit stellt der Transport durch Minibusse, Bodabodas (also Mopeds) und Taxis dar.
Nimmt man sich ein Taxi und erlaubt dem Fahrer, unterwegs noch weitere Fahrgäste einsteigen zu lassen, so findet man sich kurze Zeit später in einem PKW mit 10 oder einem Minibus mit ca. 25 Fahrgästen wieder.
Der beste Weg in Kampala, wie auch im Rest des Landes, Stau zu entfliehen ist die Fahrt auf einem Bodaboda. Hier finden, je nach Bedarf, nicht nur bis zu drei Fahrgäste Platz, sondern auch Reisegepäck, Bananenstauten, Möbel, Matratzen, Hühner und Ziegen sowie sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse, die auf dem Markt verkauft werden sollen.
“Muzungu”
Im Radio- und Fernsehprogramm läuft ununterbrochen Aufklärung über Aids und Frauenrechte. Auffällig ist die große soziale Schere zwischen denen, die Bildung und einen gut bezahlten Arbeitsplatz im Stadtzentrum haben, und den anderen. Hier steht gerne einmal eine Villa hinter Stacheldraht neben einer undichten Ziegelruine, in der eine zwölfköpfige Familie wohnt.
Als Weiße fällt man auf wie ein bunter Hund. Auf dem Land gibt es unzählige, auf den Straßen spielende Kinder, die sofort eine Traube um uns bilden und uns im Chor Muzungu rufen. Muzungu ist ein Begriff aus der Bantu-Sprache, mit dem Weiße und reiche Afrikaner bezeichnet werden. Als Muzungu gilt man als schön, reich und mobil, was zur Folge hat, das man überall den vielfachen Preis zahlen muss. In Ostafrika gilt: Wer viel hat, muss viel bezahlen.
Zu Besuch bei Andrew in Ibanda
Andrews Heimatstadt Ibanda liegt in der Western Region und hat ca. 31000 Einwohner. Seine Mutter wohnt am Stadtrand in einem kleinen, soliden Haus mit eigenem Solarpanel, einer Bananenplantage und Weideland mit europäischen Kühen. Er hat 5 Geschwister, von denen drei Lehrer sind. Um diesen Bildungsstand zu erreichen betrug ihr Schulweg zur Grundschule zu Fuß zwei Stunden. Andrews Gebühren für die Universität wurden durch ein Stipendium übernommen.
Andrews Familie hat uns herzlich aufgenommen und mit Freude und Stolz die Umgebung gezeigt.
von links: Martin, Andrew, Andrews Schwester mit Kindern, der Hausjunge, Pierre, Anne
Andrew in seiner Heimatstadt
Postgebäude in Ibanda
Bodaboda-Fahrer warten auf Fahrgäste
Mit Andrew und seiner Mama zu Besuch bei Verwandten
Wir besuchten seinen Onkel, der mit seiner Familie nur ca. 2h Autofahrt entfernt von Ibanda wohnt, auf einer Bananenplantage im Nirgendwo. Die Familienmitglieder hatten sich aufgrund dieser Entfernung schon seit 20 Jahren nicht gesehen. Unser Besuch wurde herzlich gefeiert. Es wurde extra eine Ziege geschlachtet und hausgemachtes Bananenbier ausgeschenkt. Natürlich gab es dazu gestampfte Kochbananen, Bohnen und Reis. Auch Andrews Onkel hat sechs Kinder, die er trotz der hohen Kosten alle zur Schule geschickt hat.
Ein junges Lehrerehepaar aus dem Dorf von Andrews Onkel baut – unterstützt von Andrews Cousin, einem Bauingenieur – auf eigene Faust und mit eigenen Mitteln, eine Schule. Die Kinder dort waren bisher aufgrund weiter Wege von Schulbildung abgeschottet.
Der Markt in Ibanda
Ein Besuch des Marktes in Ibanda macht eines der größten Probleme Ugandas deutlich. Zu kaufen gibt es landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Mais, Bohnen, Bananen, Kartoffeln, Erdnüsse, Tomaten. Auch Fleisch und Tiere sowie Eier und Milch. Jedoch gibt es keine weiterverarbeiteten Produkte wie Mehl, Käse oder Wurst.
Andrews Mama beim Einkaufen auf dem Markt
Heuschrecken sind lokal sehr beliebt
Wirtschaft
Uganda ist hinsichtlich Klima und Ressourcen ein sehr reiches Land. Es gibt Bodenschätze wie Kobalt, Zink, Gold, Wolfram und landwirtschaftliche Produkte wie Kaffee, Tee, Baumwolle, Tabak, Blumen, Fisch. Leider werden Rohstoffe und landwirtschaftliche Erzeugnisse im „Rohzustand“ und damit sehr günstig exportiert. Die Korruption tut ihr Übriges. Für einfache Menschen ist mangels Bildung und Kapital kein gesellschaftlicher Aufstieg möglich. Einzig in den Bereichen Transport und Tourismus lässt sich Geld verdienen. Der Großteil der Bevölkerung besteht jedoch aus Bauern ohne nennenswerte Schulausbildung. Der Abschluss der 6. Klasse ist unter der Generation 40+ schon sehr selten. Die Regierung sowie private Initiativen versuchen daher, Bildungsprogramme zu Umweltschutz und Familienplanung durch Bilder oder Radioprogramme zu vermitteln.
Werbung für Schutzkleidung
Trotz der vielen Probleme, denen die Bevölkerung ausgesetzt ist, bin ich auf meiner Reise vielen zielstrebigen Projekten begegnet. Besuchen konnte ich die MPANGA GROWERS TEA FACTORY LTD. Tee-Plantagenbesitzer der Region um Fort Portal haben sich hier zu zusammengeschlossen und eine Fabrik gebaut, die den eigens angebauten Tee verarbeitet, verpackt und exportiert. Der Vorstand wird demokratisch gewählt, die Abnahme der Teeblätter zu einem festen Preis ist garantiert.
Gefahr droht der Fabrik durch die Austrocknung des lokalen Sumpfgebietes Kihingami Wetland, das unbedingt für den Wasserkreislauf der Region nötig ist. Dieses wurde aufgrund von Raubbau in den letzten Jahren stark reduziert. Ein Umweltschutzprogramm wurde initiiert, um die Menschen zu hindern, den Sumpf zum Anbau von Agrarprodukten zu nutzen. Leider ist dies nicht erfolgreich, denn der Anbau von Tee auf dem eigenen Ackerland ist lukrativ.
Weitere Industriezweige sind Zement, Möbel und Telekommunikation.
Naturschätze Ugandas
Der Reichtum Ugandas offenbart sich beim Besuch einiger Nationalparks. Das ostafrikanische Land ist grün, sonnenreich und bietet unbeschreiblich schöne Landschaften sowie Wildtiere.
Sonnenaufgang im Queen Elizabeth Nationalpark
Kronenkraniche in der Morgendämmerung des Queen Elisabeth Nationalparks
Elefanten im Queen Elisabeth Nationalpark
Maul eines Nilpferdes im Lake-Mburo-Nationalpark
Hügellandschaft bei Kisoro
Berggorillas im Mgahinga Gorilla Nationalpark – Dank strengem Schutz steigt der Bestand seit wenigen Jahren wieder
Rwenzori-Mountains